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Femizid in Limburg: Augenzeugen filmen schreckliche Szenen

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Polizeisprecherin Claudia Schäfer-Simrock steht den aus ganz Deutschland angereisten Fernsehteams Rede und Antwort. Foto: Heidersdorf
Polizeisprecherin Claudia Schäfer-Simrock steht den aus ganz Deutschland angereisten Fernsehteams Rede und Antwort. © Heidersdorf

Trauer und Ohnmacht, Entsetzen und Fassungslosigkeit in Limburg. Die in ihrem Ablauf und ihrer Brutalität außergewöhnliche Femizid hat die Stadt wieder in die Schlagzeilen gebracht - und Erinnerungen an ein schreckliches Verbrechen an fast gleicher Stelle geweckt.

Limburg - Limburg! Warum immer wieder Limburg? Jeden Tag passieren überall in der Welt schreckliche Verbrechen. Der Mord, der am Freitag die Menschen in der Region in Hessen erschütterte und in ganz Deutschland Schlagzeilen machte, hätte auch woanders geschehen können. Der Täter kommt nicht aus der Stadt - und doch hämmert sich der Eindruck in den Kopf: Wieder Limburg.

Wieder in der Weiersteinstraße! Erst vor knapp drei Wochen, am 07.10.2019, hat ein paar Meter weiter ein 32-jähriger Syrer einen Lkw gekapert und auf seiner Amokfahrt einen fürchterlichen Unfall verursacht, bei dem wie durch ein Wunder neun Menschen "nur" verletzt wurden. Fast an der gleichen Stelle in der Weiersteinstraße ist am 10. Juli 1998 schon einmal eine Frau ermordet worden.

Limburg: Femizid – Frau auf offener Straße mit Axt getötet

Die in ihrem Ablauf und ihrer Brutalität außergewöhnliche Bluttat am Freitag hat Limburg erneut ungewollte Publicity beschert. Fast alle Fernsehsender schickten Kamerateams in die Stadt. Die Profis bekamen nicht mehr viel zu sehen. Die Polizei hatte inzwischen eine breite Sichtschutzwand aufgestellt, die den Blick auf den Tatort versperrte. Zu diesem Zeitpunkt geisterten freilich bereits die Aufnahmen von Augenzeugen durch das weltweite Netz. Entsetzliche Bilder, die sprachlos machen. Ekelhaft und schockierend - für die Sensationsgier, aber von großer Bedeutung für die Strafverfolger.

Die Überwachungskamera am Haus der Kreishandwerkerschaft (KH) hat den kompletten Ablauf dokumentiert. Eine Mitarbeiterin der KH gehörte zu den zahlreichen Augenzeugen. Der Täter war mit seinem Audi über den Parkplatz der Kreishandwerkerschaft gerast, wo das schwere Metalltor zufällig offen war, und mit voller Wucht in das denkmalgeschützte Backsteingebäude gekracht. Der Motor landete im Keller des einsturzgefährdeten Hauses.

Die Polizei bittet darum, Videos an limburg@polizei-hinweise.de zu schicken.

Kurios: Nachbarn und Geschäftsleute aus der Umgebung schilderten im Fernsehen das angeblich seit drei Jahren in der Weiersteinstraße lebende Paar als höflich, immer freundlich und gut situiert. Die beschriebenen Eheleute sind glücklicherweise quicklebendig; Täter und Opfer hatten keinen Bezug zu Limburg.

Limburg: Schlimme Erinnerungen - Frau getötet

Die Weiersteinstraße war am 10. Juli 1998 schon einmal Schauplatz eines brutalen Femizids. Ein Sexualtäter hat dort eine 37-Jährige überfallen und getötet. Die Berufspendlerin, die auf dem Weg zum Bahnhof war, wurde von dem Angreifer auf der Straße angefallen und durch einen schmalen Gang in einen Hinterhof gezerrt. Die Frau erlag kurz nach dem Eintreffen von Polizei und Rettungsdienst ihren schweren Kopfverletzungen.

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Limburg hatte sie Verletzungen, die von "massiver stumpfer Gewalt" herrührten. Ihr Körper war teilweise entblößt.

Der zunächst flüchtige Täter hatte kurz vorher in der Nähe ein weiteres Opfer angegriffen und misshandelt. Diese Frau kam mit schweren Gesichtsverletzungen ins Krankenhaus. Sie war mit Fäusten geschlagen, getreten und gegen eine Hauswand gestoßen worden.

Limburg: Mann tötet Frau auf offener Straße

Die 37-Jährige aus Diez, die als Ingenieurin bei einer Frankfurter Baufirma beschäftigt war, hatte auf dem Weg zur Arbeit ihren Wagen in Limburg geparkt, um zu Fuß zum Bahnhof zu gehen. Rund 100 Meter vor dem Bahnhof muss der Täter sie überwältigt haben, um sich an ihr zu vergehen. Spuren am Tatort wiesen auf einen heftigen Kampf hin.

Ein Turnschuh des Opfers liegt auf der Straße (markiert vor dem DEKRA-Mitarbeiter), neben dem Mülleimer (l.) die Handtasche und das Handy. Dieses Foto dokumentiert die Entfernung vom Aufprall bis zur Hauswand.
Ein Turnschuh des Opfers liegt auf der Straße (markiert vor dem DEKRA-Mitarbeiter), neben dem Mülleimer (l.) die Handtasche und das Handy. Dieses Foto dokumentiert die Entfernung vom Aufprall bis zur Hauswand. © Heidersdorf

Ein Ohrenzeuge, ein Bahnmitarbeiter, hörte die Hilfeschreie und informierte sofort die Polizei, die wenig später die Frau in dem Hinterhof fand.

Der Täter, ein 32-jähriger Deutsch-Algerier aus Limburg, wurde nach umfangreicher Fahndung drei Monate später festgenommen. Nach etwa zwei Jahren gestand der Mann im Prozess das Verbrechen.

Von Joachim Heidersdorf

Kommentar von Eva Jung: In was für einer Welt leben wir eigentlich?

„Da tötet ein Mann am Morgen auf offener Straße kaltblütig seine Ehefrau. Das ist entsetzlich; eine grausame und verstörende Tat. Man fragt sich: Was muss in einem Menschen vorgehen, der so etwas tut? Welche Abgründe müssen sich zwischen den beiden Partnern aufgetan haben, damit so etwas passieren kann?

Die Tat geschah mitten in Limburg zu einer Zeit, als viele Menschen auf dem Weg zur Arbeit waren. Und was taten diese Menschen? Riefen sie die Polizei? Nicht wenige zückten ihr Smartphone und filmten die Tat. Man fragt sich: Was muss in einem Menschen vorgehen, der mit dem Handy erstmal einfach draufhält, während wenige Meter vor ihm einer jungen Mutter der Schädel gespalten wird? Will er der Polizei wichtige Beweise liefern? Oder hofft er auf unzählige Online-Klicks?

Wenige Stunden später haben sich die Fotos und Videos bereits tausendfach verbreitet. Via WhatsApp tauchen sie in der Redaktion auf, aber auch in unzähligen privaten Nachrichtengruppen. Man fragt sich: Was muss in einem Menschen vorgehen, der so ein Video in einer Kindergarten-Eltern-Gruppe teilt? Oder unter den Fußball-Kumpels? Man fragt sich: In was für einer Welt leben wir eigentlich?“

Von Eva Jung

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