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Koch will in Hessen bleiben

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(süd). Als vor einem Jahr die damals vier Spitzenkandidaten für die hessische Landtagswahl im FFH-Funkhaus in Bad Vilbel aufeinandertrafen, war die Diskussion hitzig und die Atmosphäre giftig. An diesem Dienstag war alles anders.

Roland Koch (CDU) und Tarek Al-Wazir (Grüne) saßen dicht nebeneinander, vor zwölf Monaten hatten sie sich keines Blickes gewürdigt. Thorsten Schäfer-Gümbel (SPD) und Jörg-Uwe Hahn (FDP) flüsterten sich auf der anderen Seite des Tisches immer mal wieder etwas zu. Der Fünfte im Bunde, Linken-Spitzenkandidat Willi van Ooyen, saß am Rande und etwas abseits.

»Wahrheit, Klarheit und offene Aussprache« hatte sich Moderator Helmut Markwort, in Darmstadt geborener Focus-Chefredakteur, zu Beginn der Debatte gewünscht - und angekündigt, »ein wenig Stunk« reinzubringen. Von wenigen Schärfen abgesehen, war die erste öffentliche Auseinandersetzung der Spitzenkandidaten der fünf im Landtag vertretenen Parteien aber eher eine lockere Plauderrunde.

Nur zu Beginn schaffte es Markwort vor rund 60 Journalisten aus dem ganzen Bundesgebiet im FFH-Sendesaal, zumindest Koch und Schäfer-Gümbel ein wenig in die Ecke zu drängen. Vom amtierenden Ministerpräsidenten wollte er wissen, ob er einer Bundeskanzlerin Angela Merkel nach einer für die CDU gewonnenen Bundestagswahl im September einen Korb gebe, wenn diese ihm den Posten des Finanzministers anbiete. Er empfinde seine Aufgabe als Ministerpräsident als »gute Möglichkeit, vor Ort zu gestalten und trotzdem Einfluss auf Bundesebene« zu haben.

Diesen Job würde er nicht aufgeben. Koch blieb bei seinem Nein, auch als Markwort trickreich nachhakte.

Ebenso standfest erwies sich Schäfer-Gümbel. Ob er denn Andrea Ypsilanti in sein Kabinett hole, wollte der Moderator wissen. »Die Mannschaftsaufstellung wird erst nach der Wahl entschieden.« Zunächst wolle er »ein ordentliches Ergebnis« für die SPD einfahren, antwortete der Sozialdemokrat. Auch auf beharrliche Nachfragen ließ er sich nicht ein: »Ich habe einen klaren Fahrplan.« Schäfer-Gümbel räumte ein, dass die SPD nach der vergangenen Landtagswahl anderes getan als sie vorher gesagt habe. Dass es nicht gelungen sei, eine Landesregierung zu bilden, sei jedoch nicht allein Sache seiner Partei.

Hahn ließ aufhorchen, als er sagte, er fühle sich wohl neben Schäfer-Gümbel, dieser sei ein »sympathischer Nachbar«. Angesprochen auf eine mögliche Sperrminorität der FDP im Bundesrat - eine Regierungsbeteiligung in Hessen vorausgesetzt - bekannte der Liberale deutlich: »Ich werde keine Blockadepolitik mitmachen.«

Al-Wazir wollte lieber über Inhalte als Personalfragen sprechen, sagte aber über den geschäftsführenden Ministerpräsidenten, er habe »zehn Jahre Erfahrung mit Roland Koch, da lasse ich mich nicht von zehn Tagen weichgespültem Wahlkampf blenden«. Inhaltlich stünden SPD und Grüne näher zusammen, meinte er zu einer Zusammenarbeit mit der Union, zudem forderte Al-Wazir »einen wirklichen Neuanfang«. Ooyen sollte zu den vielen Austritten in letzter Zeit und den Vorwürfen, die die demokratische Struktur der Linkspartei anzweifelten, Stellung nehmen. Die Partei sei im Aufbau und habe wenig Zeit für inhaltliche Abklärungen gehabt, überhaupt habe es in den vergangenen Monaten »einen Mitgliederaufschwung« gegeben. Er bedauerte die fehlende Polarisierung im Wahlkampf, die täte der politschen Auseinandersetzung gut.

Markwort lenkte die Diskussion auf die Banken- und Wirtschaftskrise, die die Spitzenkandidaten mit den weitgehend bekannten Argumenten führten. Weitere Themen waren der Flughabenausbau und die Bildungspolitik. Und dann war da noch diese eine Frage: »Warum sind Sie so nervös?« Die stellte erst Koch an Schäfer-Gümbel, dann Al-Wazir an Koch, schließlich Hahn an den Grünen-Chef.

Da schien dann doch das Lampenfieber durch, das alle Kandidaten - trotz der entspannten Diskussion und vermeintlich eindeutiger Aussagen der Demoskopen - vor dem Wahlgang am Sonntag haben.

»Ich bin nicht unfreundlich, ich sage nur die Wahrheit: Sie sind in Offenbach geboren.«

(Helmut Markwort zu Tarek Al-Wazir.)

»Wenn der Hahn den Hilfskoch geben darf und sich sonst nichts ändert.«

(Tarek Al-Wazir über den FDP-Chef hinsichtlich einer Koalition mit der CDU).

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