Klaus Lage in Herborn mit einem »Best of«-Programm
Herborn (ik). Wieder zuhaus’: Die Ouvertüre zu einem Abend in der Manier der guten alten Liedermacher-Zeit hätte nicht besser gewählt sein können. Klaus Lage, einer der beständigsten Musiker im deutschsprachigen Raum, präsentierte am Sonntag in der ausverkauften Kulturscheune im »Alleingang« (so der Titel der aktuellen Tournee) seine größten Hits sowie eine Menge neuer Songs.
Und nebenbei gab er Einblick in seine Vita, erzählte augenzwinkernd von früher, von den persönlichen Sturm- und Drangzeiten, von seinen Höhen und Tiefen im Musikgeschäft und gab sich sogar – ganz zum Schluss – als frisch gebackener Opa zu erkennen; das Kinderlied aus eigener Feder (» . . .los, mach’ die Schnute auf!«) gab’s als i-Tüpfelchen und eine von drei heftig erklatschten Zugaben.
Seit rund drei Dekaden gehört Lage zu den erfolgreichsten und umtriebigsten Protagonisten der hiesigen Rockmusikszene; glücklicherweise denkt der 61-Jährige noch lange nicht ans Aufhören. Der »Alleingang« – im vergangenen Jahr aus einer Laune heraus als persönliche Herausforderung und »Abwechslung vom Alltag« entwickelt – bewies auch den Fans in Herborn, dass er es solo noch immer respektive noch viel besser kann als damals. Und er hat immensen Spaß dabei.
Zwei Gitarren, eine Ukulele, das Mikrofon und ein Kazoo – das sind die Zutaten für Lage unplugged. Die unverwechselbare Stimme wird wahlweise rau und rauchig, zart und sensibel oder frech und witzig eingesetzt. Und wenn er sich erstmal auf seinem Barhocker eingerichtet hat, dann füllt er mit seiner Stimme den Raum komplett aus.
Mehr noch: Wer hätte gedacht, dass Lage so kurzweilig erzählen kann? Etwa davon, wie er als kleiner Bub daheim in Soltau heimlich die Rosinen aus dem Christstollen klaubte, Anfang der Siebziger in Berlin mit der ersten eigenen Band für zwei Bier und ein Schmalzbrot spielte – und überhaupt: von der »Vielschichtigkeit meines Frühwerks« (O-Ton). Klaus Lage steht zu seinen Songs, freut sich geradezu spitzbübisch, wenn er von seinen ersten Sporen als rockiger Liedermacher in den Berliner Folkclubs erzählt.
Der Titel der ersten Single freilich ist eine Behauptung, die spätestens seit 1983 ad absurdum geführt ist: »Alle ham’s geschafft außer mir«. Denn damals begann (mit Erscheinen des dritten Albums, »Stadtstreicher«) eine bemerkenswerte Karriere. Lage verbucht Chart-Erfolge, Gold- und Platin-Schallplatten, Top-Ten-Hits (darunter »Monopoli« und der Titelsong zum »Schimanski«-Kinofilm »Zahn um Zahn«, »Faust auf Faust«), unzählige ausverkaufte Konzerte mit seiner Band in fast allen Hallen des Landes.
Mit der Single »Komm’, halt’ mich fest« hatte sich schon 1982 angedeutet, dass künftig mit dem »Deutschrocker« zu rechnen sein würde, der in seinen Songs gern und ehrlich von der »Lebenswirklichkeit eines normalen Menschen« erzählt. Der stolze »Rest« ist deutsche Rock-Pop-Geschichte.
1984 erschien das Album »Schweißperlen« – und mit ihm eine Single-Auskopplung, die Klaus Lage & Band nach eigener Erinnerung »mit einem Schlag in eine andere Liga« katapultierte: Mit dem Song »1000 und 1 Nacht« feierte Lage seinen größten kommerziellen Erfolg.
In der Kulturscheune, deren ausgezeichnete Akustik hervorzuheben ist, darf das Publikum zur »Lagerfeuer-Version« dieses Kassenschlagers, der längst ein Evergreen ist, grooven. »Ich sing’ das heute noch gerne«, bekennt Lage freimütig, rückt sich den Barhocker und die Gitarre zurecht und legt los: »Du wolltest dir bloß den Abend vertreiben . . .« Ein schöner Abend war’s!