Hohensolmser Schlossberg: Kleines Skigebiet nahe Gießen hofft auf neuen Frost
20 Autominuten nordwestlich von Gießen gibt es in Hohensolms einen feinen Ski- und Rodelhang. Jörg Leiter und seine Familie sorgen dort für Wintersportbetrieb - wenn denn das Wetter mitspielt.
Hohenahr - Es lag ein wenig Naturschnee, obendrauf kam eine Lage Kunstschnee - und schon hatten die Kinder und Jugendlichen am vergangenen Wochenende ihre helle Freude am Hohensolmser Schlossberg. Jauchzend rodelten sie den langen Nordhang herunter, und dank des leicht vereisten Auslaufs in Höhe der »Talstation« gelang es dem einen oder anderen mit etwas Schwung, noch ein paar Meter zusätzlich zu machen. Wer kommt am weitesten? Es war schon immer eines der größten Vergnügen, das herauszufinden.
Jörg Leiter und seine Familie betreiben seit vielen Jahren in Hohenahr eines der wohl kleinsten Skigebiete in Hessen, mit Schneekanonen und einem Förderband für den komfortablen Weg bergauf.
Da es aber seit diesem Montag wieder etwas wärmer ist und der Schnee schmilzt, gibt es unter der Woche keinen Förderbandbetrieb. Und der Rodelhang hat bereits wieder grüne Flecken. Ob heute und morgen überhaupt noch Rodeln möglich ist, ist auf der Internetseite www.skilift-hohenahr.de zu sehen. Dort finden sich auch aktuelle Bilder einer Webcam, die Aufschluss über die Schneelage geben. »Aber wenn es in der kommenden Woche wieder kälter wird, dann werden wir den Hang wieder weiß machen«, kündigt Leiter an.
Skigebiet in Hohenahr: Für Kunstschnee braucht es Frost
Am vergangenen Wochenende hatte er, als die Temperaturen fielen, den Hang nochmals beschneit. »Die, die da waren, waren zufrieden. Eine Woche zuvor, da war es sogar rappelvoll«, blickt Leiter zurück. Er will über die bisherige Saison nicht klagen. Immerhin hat Leiter das Förderband, den sogenannten Portwald-Xpress, bereits sieben Tage in dieser Saison am Laufen gehabt. »Am Hoherodskopf war der Lift in diesem Jahr nur einen Tag in Betrieb«, sagt er mit Blick auf den Vogelsberg. 30 Tage Winterwetter freilich wären gut, so Leiters Einschätzung.
Leben kann und muss die Familie davon nicht. Aber für die Landwirte vom Leiterhof im Tal ist der Wintersportbetrieb ein willkommener Zuverdienst.
Von »Kunstschnee« spricht Leiter übrigens nicht gern. Er verwendet lieber den Begriff »technischer Schnee«. Schließlich ist es nichts Synthetisches, sondern pure Natur, nämlich Quellwasser.
Was es für den technischen Schnee aus den Kanonen braucht, das ist Frost. Ist es minus drei Grad oder kälter, dann kann das Wasser mit den Maschinen zu feinen Schneeflocken verwirbelt werden.

Hohenahr: Von Gießen aus ist man mit dem Auto in gut 20 Minuten da
Die Schneekanonen speist Leiter mit Wasser aus seinem »Schnei-Teich«, wenn es gilt, Frau Holle etwas nachzuhelfen. 1100 Kubikmeter Wasser fasst der vor gut zwölf Jahren angelegte Speicher. Das Wasser stammt aus einem alten Viehbrunnen am Berg. 2010 stand die erste Schneekanone in Hohensolms. Mittlerweile können bis zu fünf dieser Geräte für weiße Pracht sorgen.
Jörg Leiter reagiert im Falle des Falles kurzfristig auf das Wetter: Vor zwei Wochen etwa lagen noch rund vier Zentimeter Naturschnee am Schlossberghang. Da hat Leiter in der Nacht zum Sonntag morgens um 4 Uhr die Technik zum Beschneien gestartet: Mit der zusätzlichen Auflage an »technischem Schnee« war bereits morgens um 8 Uhr alles fertig für den Spaß am Hang. Das elektrisch betriebene Förderband, vor ein paar Jahren gebraucht in Südtirol erworben, ist 170 Meter lang und hilft, die 35 Meter Höhenunterschied mühelos zu überwinden. Es hat seinerzeit den Schlossberglift und den Rodellift ersetzt. Der erste Lift stand übrigens bereits 1974 am Schlossberg; damals von drei skibegeisterten Familien errichtet.
Großer Vorteil für die Menschen im Gießener Land: Auch wenn Hohensolms mit einer Lage auf nur 440 Metern Höhe vielleicht nicht ganz so schneesicher ist - von Gießen aus ist man mit dem Auto in gut 20 Minuten da. Das ist deutlich schneller als der Weg in den Vogelsberg, in den Taunus oder ins Sauerland. (Rüdiger Soßdorf)