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Hessen: Flüchtlinge kamen 2019 hauptsächlich aus der Türkei

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Erstaufmnahmeeinrichtungen sind kaum noch belegt.
Erstaufmnahmeeinrichtungen sind kaum noch belegt. © Jens Büttner / dpa

2019 ist die Zahl der Geflüchteten deutlich gesunken. Knapp 100 Schutzsuchende kommen weniger pro Monat - die meisten aber aus der Türkei.

Türken haben in diesem Jahr bislang die größte Gruppe der in Hessen registrierten Asylbewerber gestellt. Bis Oktober kamen mehr als 16 Prozent aller Schutzsuchenden aus der Türkei, wie das Sozialministerium in Wiesbaden auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Mehr als zwölf Prozent der Asylsuchenden stammten aus Afghanistan, knapp ebenso viele aus dem Iran und elf Prozent aus Syrien.

Dahinter folgen die Herkunftsländer Irak und Nigeria (jeweils knapp sechs Prozent). Deutschlandweit lag die Türkei in der Asylstatistik von Januar bis Oktober 2019 auf dem dritten Platz hinter Syrien und dem Irak, wie aus einer Mitteilung des Bundesinnenministeriums in Berlin hervorgeht.

Viele Kurden aus der Türkei suchen Asyl

Eine große Gruppe der Asylsuchenden aus der Türkei seien Kurden, die in ihrer Heimat unter Repressionen litten, sagte der Europa-Experte der Flüchtlingsorganisation Pro Asyl, Karl Kopp. Zudem seien Anhänger des islamischen Predigers Fethullah Gülen auf der Flucht. Die türkische Regierung macht Gülen für den Putschversuch 2016 verantwortlich. Nach massiven Einschränkungen bei der Meinungsfreiheit in der Türkei seien auch Friedensaktivisten, Intellektuelle und Akademiker unter den Asylsuchenden, erläuterte der Experte.

In den ersten zehn Monaten dieses Jahr stellten knapp 1400 Türken in Hessen einen Asylantrag, wie das Sozialministerium mitteilte. Ihre Chancen, vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge anerkannt zu werden, lägen bei knapp 36 Prozent. Auch 2018 waren die meisten Asylbewerber in Hessen aus der Türkei gekommen.

Rückläufige Flüchtlingszahlen

Insgesamt zeichnen sich für 2019 erneut rückläufige Flüchtlingszahlen ab: Von Januar bis einschließlich 4. Dezember wurden laut Sozialministerium 8510 asylsuchende Männer und Frauen für Hessen registriert. Dies entspricht einem monatlichen Durchschnittswert von rund 770. 2018 waren noch im Durchschnitt 850 Flüchtlinge pro Monat aufgenommen worden. Die Gesamtzahl für das ganze Jahr 2018 betrug nach früheren Angaben des Regierungspräsidiums Gießen rund 10 200. Die Behörde ist für die Erstaufnahme zuständig.

Auch bundesweit ist die Zahl neuer Asylbewerber in diesem Jahr gesunken. Bis Anfang Dezember sind laut hessischem Sozialministerium knapp 114 000 Schutzsuchende in Deutschland eingereist und registriert worden. Im Gesamtjahr 2018 waren es demnach rund 142 800 gewesen. Nach den hohen Zugangszahlen im Herbst und Winter 2015 war der Flüchtlingsstrom in Deutschland und auch in Hessen seit Abschottung der Balkanroute deutlich schwächer geworden.

Erstaufnahmeeinrichtungen stehen teilweise leer

In den fünf hessischen Erstaufnahmestellen und der Außenstelle am Frankfurter Flughafen hält das Land derzeit 6480 Plätze für Schutzsuchende bereit. In Gießen finden 3000 Männer, Frauen und Kinder Platz, im mittelhessischen Neustadt können 1100 Menschen aufgenommen werden und in Büdingen 1000. In Rotenburg an der Fulda gibt es 800 Betten und in Kassel-Niederzwehren 480. Der Flughafen hat 100 Plätze.

Die Erstaufnahmeeinrichtungen stehen jedoch teilweise leer, denn Ende November waren in ihnen insgesamt lediglich 2713 Asylbewerber untergebracht. Davon sind fast zwei Drittel männlich. Der Anteil der Kinder beträgt laut Ministerium etwa 26 Prozent. (dpa)

Das letzte Jahrzehnt hat unser Leben deutlich verändert. Die Wirtschaftskrise von 2008 und die Flüchtlingskrise von 2015 haben eine autoritäre Wende eingeleitet. Heute lautet die Parole wieder mal: Weniger Demokratie wagen*.

Die Zahl der Flüchtlinge ist weltweit stark angestiegen*. Die Botschaft am Ende des Jahrzehnts: Wir können dem Hass mit Fakten und Humanität begegnen.

*fr.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks.

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