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Große Prozesse stehen an

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© DPA Deutsche Presseagentur

Hessens Richter bekommen es auch 2020 mit schlagzeilenträchtigen Kriminalfällen zu tun. Es geht zudem um die juristische Aufarbeitung eines Unglücks an einem Dorfteich.

An den hessischen Strafgerichten werden im neuen Jahr einige aufsehenerregende Prozesse erwartet. Darunter sind voraussichtlich mehrere Kriminalfälle, die 2019 bundesweit für Schlagzeilen und Bestürzung gesorgt haben. Eine Auswahl:

Mordfall Lübcke: Anfang Juni wird der Kasseler Regierungspräsident Walter Lübcke auf der Terrasse seines Wohnhauses in Nordhessen erschossen. Hauptverdächtiger ist Stephan E., der die Tat aus rechtsextremen Motiven begangen haben soll. Zwei weitere Männer sollen ihm bei der Beschaffung der Tatwaffe geholfen haben. Der Fall wird, nachdem die Anklage erhoben und zugelassen ist, voraussichtlich vor dem Oberlandesgericht Frankfurt verhandelt. Wann das sein wird, ist aber noch offen. Das OLG erwartet aber, dass die Bundesanwaltschaft Anfang 2020 Anklage erheben wird.

Tod am Gleis: Am Frankfurter Hauptbahnhof stößt Ende Juli ein Mann einen acht Jahre alten Jungen und dessen Mutter vor einen einfahrenden ICE. Die Frau kann sich retten, ihr Sohn stirbt. Der Fall löste eine bundesweite Debatte über die Sicherheit an Bahnhöfen aus. Wann es zum Prozess kommt, ist noch unklar. Zuständig ist dann voraussichtlich das Landgericht Frankfurt. Der Staatsanwaltschaft zufolge soll der Verdächtige wegen einer psychischen Erkrankung zur Tatzeit schuldunfähig gewesen sein. Daher soll es in einem Prozess um dessen Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus gehen.

Attacken mit Lkw und Axt: Zwei Angriffe wühlen im Herbst Limburg auf. Anfang Oktober fährt ein Mann vor einer Kreuzung mit einem gekaperten Lastwagen auf mehrere Fahrzeuge auf. Dabei werden acht Menschen sowie der Verdächtige leicht verletzt. Wenige Wochen später wird eine Frau mutmaßlich von ihrem Ehemann brutal getötet. Er soll sie zunächst mit einem Auto überfahren und dann unter anderem mit einer Axt auf sie eingeschlagen haben. In beiden Fällen werden im Verlauf des Jahres die Prozesse erwartet.

Terrorverdacht: Das Oberlandesgericht Frankfurt (OLG) verhandelt regelmäßig gegen Terrorverdächtige. Zu erwarten ist, dass sich die Richter auch 2020 mit den Fällen von mutmaßlichen Anhängern der Terrormiliz IS beschäftigen müssen. Möglich ist auch, dass es zum Prozess gegen den Bundeswehrsoldaten Franco A. kommt. Nach Angaben des OLG wurde die Anklage gegen ihn wegen der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat durch einen Beschluss des Bundesgerichtshofs zugelassen. Dem aus Offenbach stammenden A. wird vorgeworfen, aus rechtsextremer Gesinnung einen Anschlag geplant zu haben.

Kollegin unter Verdacht: Das Landgericht Gießen erwartet den Prozess gegen eine Krankenschwester, die versucht haben soll, ihre Kollegen mit Beruhigungsmitteln zu vergiften. Der Vorwurf: Die Frau versetzte zweimal im September 2017 und einmal im März 2019 Kaffee und Plätzchen mit den Arzneien und gab sie in der Teeküche eines Bad Nauheimer Krankenhauses aus. Fünf Personen erlitten den Ermittlern zufolge Gesundheitsprobleme, einmal bestand sogar Lebensgefahr. Vor Gericht wird die Verdächtige wegen gefährlicher Körperverletzung stehen und in einem Fall auch wegen versuchten Mordes.

Tod im Teich: 2016 ertrinken drei Geschwister im Alter von fünf, acht und neun Jahren in einem Dorfteich im nordhessischen Neukirchen. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Bürgermeister der Gemeinde deswegen fahrlässige Tötung vor. Er soll es als Verantwortlicher für Sicherungsmaßnahmen versäumt haben, das Gewässer als mögliche Gefahrenquelle abzusichern und einzuzäunen. Der Termin für den Prozess am Amtsgericht Schwalmstadt steht bereits fest: Die Verhandlung soll im neuen Jahr am 9. Januar beginnen.

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