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Gegen die Wüste im Herzen der Stadt

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Öde Plätze gibt es in Frankfurt genug. Zum Beispiel den Bereich Roßmarkt/Goethe- Rathenauplatz. FOTO: SCHICK © Red

Frankfurt - Ein großer Platz in der Stadt, auf dem sich Märkte, Feste und Treffen organisieren lassen - herrlich. Lange Zeit litt Frankfurt an einem Mangel solcher Plätze, an zu wenig Raum und Weite. Jetzt leidet Frankfurt, wie so viele Städte, unter zunehmender Hitze und einer wachsenden Zahl schwerer Unwetter mit zu viel Regen auf einmal. Für beide Klimawandelfolgen sind große Plätze die falschen Orte - vor allem, wenn sie eines sind:

versiegelt. Dann speichern sie erstens die Sommerhitze, was Mensch und Tier zu schaffen macht, und können zweitens die Wassermassen nicht bändigen, die häufiger durch die Stadt rauschen.

Die Koalition im Römer will deshalb im großen Stil Flächen entsiegeln - das war auch Thema im Klima- und Umweltausschuss der Stadtverordneten am Montagabend. Grüne, SPD, FDP und Volt wollen im ersten Schritt mit einem Antrag wissen, wo es in der Stadt Plätze gibt, die entsiegelt werden sollen. Da ist die Auswahl groß.

Zwei sind schon für die erste Runde ausgewählt: Über den Riedberg- und den Paul-Arnsberg-Platz haben sich die Leute vom Grünflächenamt konkrete Gedanken gemacht. Warum ausgerechnet über diese beiden? Weil dort jeweils eine aktive Nachbarschaft Verbesserungen gefordert und selbst Ideen entwickelt hat. Nun soll der Arnsberg-Platz bis zum Jahresende 30 Bäume bekommen, das sind doppelt so viele wie zuvor, 500 Quadratmeter Stauden-Gräser-Beete, fast genauso viel Fläche für eine Insekten-Blumenwiese, dazu eine Pergola und Sitzgelegenheiten.

Am Riedberg entstehen fast 1000 Quadratmeter neuer Vegetationsflächen, 400 Quadratmeter wassergebundene Platzdecke, es kommen 24 weitere Bäume zu den zehn, die erhalten bleiben können, außerdem Schattendächer, neue Sitzmöglichkeiten, Kletterpflanzen und schönere Spielmöglichkeiten.

Das kostet viel Geld, 1,4 Millionen Euro für den Arnsberg-, etwa 1,1 Millionen Euro für den Riedbergplatz. Dabei helfen zwar Fördermittel, aber trotzdem wird die Stadt höchstens zwei Plätze pro Jahr schaffen. Wie dringend der Umbau ist, zeigt ein Projekt der Goethe-Uni. Sie untersuchte die Temperaturen auf dem Riedberg-Betonplatz und verglich sie mit dem baumumstandenen und entsiegelten Ewald-Heinrich-von-Kleist-Platz ganz in der Nähe. Durchschnittlicher Temperaturunterschied: acht Grad.

Und entsiegeln hilft? Fachleute sind davon überzeugt. So rät etwa das Institut für sozial-ökologische Forschung, eine »Schwammstadt« zu fördern mit Böden, die Wasser aufnehmen und speichern können. Betonierte und zugepflasterte Plätze, so viel steht fest, können das nicht. Thomas Stillbauer

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