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Garbenheimer Tragödie führt Ermittler in viele Sackgassen

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Wetzlar (rüg). »Dann sah sie den Kopf des Opfers. Man hatte ihm in den Hinterkopf geschossen, so dass das Projektil beim Austreten aus dem Kopf mehr als die Hälfte des Gesichts weggerissen hatte. Hanne konnte sich gerade noch zur Seite wenden...« - Der Tote ist Obergerichtsvollzieher, Hanne heißt vollständig Ziegler und ist Kriminalkommissarin in Wetzlar. Der Tote vor einer Druckerei in Garbenheim steht am Anfang des dritten Falls für Kriminalhauptkommissar Leo Trinkhaus und seine Kollegen Ziegler und Dirk Roß, den der Wetzlarer Rechtsanwalt und Autor Wolfgang Borchers kürzlich veröffentlichte. »Garbenheimer Tragödie heißt sein dritter Lahn-Dill-Krimi nach »Mord in Blasbach« und »Das Logo«.

Wetzlar (rüg). »Dann sah sie den Kopf des Opfers. Man hatte ihm in den Hinterkopf geschossen, so dass das Projektil beim Austreten aus dem Kopf mehr als die Hälfte des Gesichts weggerissen hatte. Hanne konnte sich gerade noch zur Seite wenden...« - Der Tote ist Obergerichtsvollzieher, Hanne heißt vollständig Ziegler und ist Kriminalkommissarin in Wetzlar. Der Tote vor einer Druckerei in Garbenheim steht am Anfang des dritten Falls für Kriminalhauptkommissar Leo Trinkhaus und seine Kollegen Ziegler und Dirk Roß, den der Wetzlarer Rechtsanwalt und Autor Wolfgang Borchers kürzlich veröffentlichte. »Garbenheimer Tragödie heißt sein dritter Lahn-Dill-Krimi nach »Mord in Blasbach« und »Das Logo«.

Ein Mord, der wie eine Hinrichtung aussieht: Dabei ist das Kommissariat 10 der Wetzlarer Kriminalpolizei gerade damit beschäftigt, einen »hochbrisanten Fall des politischen Terrors« zu lösen, denn auf das Kreiswehrersatzamt wurde ein Bombenanschlag verübt. Trinkaus und Roß aber würden lieber ihre Kollegin Ziegler beim Mord in Garbenheim unterstützen. Mit einem geschickten Kniff bringen die Kommissare die Bomben-Ermittlungen zuende und können sich so voll und ganz dem Garbenheimer Fall widmen.

Und das ist auch dringend notwendig, denn im beginnenden Landtagswahlkampf interessiert sich auch die hohe Politik für den Fall und erwartet natürlich schnellste Aufklärung - zumal es sich um einen Diener des Staates handelt, der anscheinend in Ausübung seiner Pflichten ermordet wurde. So sieht es jedenfalls auf den ersten Blick aus. Doch der Fall nimmt bald eine spektakuläre Wendung. Nachdem die Nachforschungen der Beamten zunächst nur in Sackgassen führen, stoßen sie auf Indizien, die ein ganz anderes Täterprofil nahe legen, als zunächst vermutet.

Besonders für die Hauptfigur Leo Trinkaus wird der Fall zur echten Bewährungsprobe. Er hat Stress mit seiner Lebensgefährtin Caro, die ihm vorwirft, zu viel Zeit in seine Arbeit zu investieren und ihre Beziehung darüber zu vernachlässigen. Und zum Schluss überschlagen sich für den Kriminalhauptkommissar sogar die Ereignisse - Ende offen.

Die »Garbenheimer Tragödie« ist ein spannender Lokalkrimi, der natürlich besonders für den Kenner der Region interessant ist, kann er doch auch geografisch die Ermittlungswege des Teams um Leo Trinkaus mitverfolgen. Auch kulinarisch erschließen sich dem Leser einige Anlaufpunkte in der Gastronomie in Wetzlar und Umgebung. Manchmal jedoch hemmt der Besuch von Cafés, Schnellimbissbuden oder Restaurants den Erzählfluss, was in der »Garbenheim«-Geschichte jedoch weniger ausgeprägt ist als in den beiden Vorgängern.

Wie in seinen beiden ersten Krimis hat Borchers einen kritischen Blick für das gesellschaftliche und politische Zeitgeschehen, auch wenn Polizeipräsident Manfred Schweizer bei der Buchvorstellung feststellte: Für einen solchen Mordfall würden sicher keine Polizeikommissaranwärterinnen zur Verstärkung eingesetzt.

Doch was Borchers’ Fantasie damit beschreibt ist nicht nur der Hinweis auf den allseits beklagten Personalmangel bei der Polizei, sondern bietet auch die Möglichkeit, mit den Zwillingen Anke und Imke eine gehörige Portion Frauenpower in die Geschichte zu bringen.

Borchers Roman offenbart eine umfangreiche Sachkenntnis der Polizei- und Justizarbeit und zeigt Personen, die aus dem wahren Leben gegriffen sind - verletzlich wie Trinkaus, ironisch überzogen wie der ständig auf Kalorienzufuhr bedachte Dirk Roß oder mit manchmal etwas voreiligem Elan ausgestattet wie die Praktikantin Anke. Sind sie aus dem wahren Leben gegriffen? »Nein«, unterstreicht der Autor. Handlung und Personen sind frei erfunden. Weder gibt es die Druckerei in Garbenheim noch die beschriebene Schreinerei in Hüttenberg-Weidenhausen. Der Wiedererkennungswert sei eher subjektiver Natur. Bei Lesungen mache er schon mal die Erfahrung, dass drei Zuhörer behaupten, eine Romanfigur erkannt zu haben: »Jeder nennt dann eine andere Person, und ich kenne keine von denen«, sagt Borchers - und schmunzelt.

Wolfgang Borchers: Garbenheimer Tragödie, Joni-Verlag Wetzlar, ISBN 978-3-937543-02-4, 16,80 Euro; Info:

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