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Famoses Stelldichein der »Kinder von der Eger«

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Wetzlar (chl). Der »Böhmische Wind« wird noch ewig wehen - in der Natur und vor allem musikalisch. Davon sind die rund 800 Blasmusikfans überzeugt, die am Samstagabend in der Wetzlarer Stadthalle mit stehenden Ovationen Ernst Hutter und die Egerländer Musikanten gefeiert haben.

Wetzlar (chl). Der »Böhmische Wind« wird noch ewig wehen - in der Natur und vor allem musikalisch. Davon sind die rund 800 Blasmusikfans überzeugt, die am Samstagabend in der Wetzlarer Stadthalle mit stehenden Ovationen Ernst Hutter und die Egerländer Musikanten gefeiert haben. Denn selbst nach dem Tod des früheren Kapellchefs Ernst Mosch vor zehn Jahren scheint die Freude an der böhmischen Blasmusik von dem wohl erfolgreichsten Blasorchester seines Genres ungebrochen - diese Musik wird seit 53 Jahren intoniert.

Deshalb durften so bekannte Klassiker des Egerländer-Repertoires wie der Walzer »Böhmischer Wind«, die Polka »Wir sind Kinder von der Eger« oder der »Astronauten-Marsch« nicht fehlen. Aber was wäre das Orchester, würde es nur aus dem Ruhm vergangener Tage schöpfen? Mit dem heute 50-jährigen Ernst Hutter hat 2003 einer der jüngsten der damaligen alten Garde das musikalische Zepter übernommen und die fast komplette Besetzung mit neuen Musikern verjüngt. Deshalb bleibt der Fluss an neuen Stücken auch im aktuellen Programm »Ohne Grenzen« nicht stehen.

Böhmisch schlägt das Herz nach wie vor Takt für Takt, was in der neuen Polka »Eine stille Stunde«, welche mit seinem Einleitungsmotiv an den berühmten »Egerländer Musikantenmarsch« erinnert, im neuen Walzer »Moldauspaziergang« oder in der Marsch-Polka »Viva Bella Musica« aus der Feder von »Hof-Komponist« und Ex-Egerländer Franz Bummerl deutlich zu vernehmen war.

Hutter selbst steht aber nicht mehr wie einst Mosch mit Dirigentenstab dem Orchester vor, sondern reiht sich als versierter Tenorhornist unter seine 15 »Freunde« ein. Denn als Meister vieler musikalischer Stile möchte er sich wohl wie die anderen höchst professionellen Musiker der 16-köpfigen Kapelle nicht instrumental verstecken. Und so stellt sich Hutter, der ebenfalls Posaunist der SWR-Big-Band ist, im Trippel als herausragender Solist vor: Auf dem Tenorhorn stimmt er den »Egerländer Tenorhorn Rag« an (eine rasante Mischung aus Blasmusik und Ragtime), spielt lässig swingend den Film-Evergreen »The Way We Were«. Wie Hutter sind aber auch seine Kollegen keine »hausbackenen« volkstümlichen Blasmusiker, sondern ebenfalls Mitglieder so renommierter Orchester wie dem SWR-Radio-Sinfonieorchester, der Polizeiorchester von Baden-Württemberg und des Saarlands oder der Big Band der Bundeswehr, wie es bei Trompeter Jörg Brohm der Fall ist (ihn können Jazzfans mit eben diesem Orchester am 29.

April in der Wetzlarer Rittal-Arena erleben).

Großen Spaß hatte das Publikum aber mit Schlagzeuger Holger Müller. In der Mitte der Bühne sitzend fokussierte sich der Blick auf sein Heinz-Erhardt-artiges und Grimassen schneidendes Komödienspiel an seinem Instrument. Insbesondere seine einfallsreichen Einlagen während der Solistenparade brachten ihm Bewunderung ein. Aber auch die Swing-Nummer »Memory Ernst Mosch«, mit dem die Egerländer Big-Band-Qualitäten unter Beweis stellten, kam gut an. Wer aber doch lieber dem Reigen von Polka, Walzer und Marsch zu schätzen wusste, der kam in der Schlussphase des Konzertes noch einmal auf seine Kosten: Die »Löffel-Polka« oder die Hymne »Egerland - Heimatland« gehörten dazu. Für die Abwechslung zum Bläsersound trat immer wieder das Gesangsduo Katharina Praher und Nick Loris ans Mikrofon. Durch das Programm führte Moderator Edi Graf. Mehrfache Zugabewünsche lehnte das Blasorchester nicht ab: Klassiker wie »Auf der Vogelwiese« oder das traditionelle Abschiedsstück »Bis bald auf Wiedersehen« standen und stehen auf der Wunschliste der Egerländer-Fans bis heute ganz weit oben.

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