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Ex-US-Siedlung: 350 Wohnungen bleiben, 150 Bauplätze entstehen

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Butzbach (en). Anfang Juni wurde der Vertrag über den Verkauf der ehemaligen US-Siedlung zwischen der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) und der GEG Schiffenberger Weg mbH sowie der Weimer GmbH beurkundet. Vor Ort wurde das Projekt am Dienstag vorgestellt.

Im Herbst 2010 hatte die BImA die Wohnsiedlung in Abstimmung mit der Stadt öffentlich am Markt angeboten. Beide waren schon im Vorfeld davon ausgegangen, dass die vollständige Weiternutzung der insgesamt 667 Wohnungen kaum machbar sein würde. Deshalb wurde ein Investor gesucht, der sowohl Erfahrung in der Umnutzung bestehender Wohnungen als auch in der Neubebauung nachweisen konnte. Das Rennen unter mehreren Angeboten machte das Konzept der Grundstücksentwicklungsgesellschaft Schiffenberger Weg und der Weimer GmbH.

Die GEG erwirbt den zu erhaltenden Wohnungsbestand, die Abbruchexperten von Weimer die Flächen, auf denen künftig Einfamilienhäuser errichtet werden sollen. Beide Firmen sind in Lahnau zu Hause und haben in Butzbach bereits die Schlossgartensiedlung und das Tröstergelände entwickelt.

Im unteren Bereich der früheren US-Siedlung sollen die Wohnblocks stehen bleiben, knapp 20 der 35 Gebäude mit insgesamt rund 350 Wohnungen, alle zwischen 80 und 100 Quadratmeter groß. Die würden weiter modernisiert und umgebaut, betonte GEG-Geschäftsführer Daniel Beitlich. Im Zuge der zahlreichen Modernisierungen sei der typisch amerikanische Zuschnitt der Wohnungen bereits beseitigt worden.

Sie sollen als Miet- und als Eigentumswohnungen angeboten werden. Auch die ehemaligen Offiziershäuser würden einzeln und kurzfristig verkauft. Derweil rollen im oberen Bereich die Abrissbagger: Auf dem Gelände der übrigen gut 15 Blocks entstehen rund 150 Bauplätze für Einfamilienhäuser. Hier ist der Abriss-Spezialist ab September ganz in seinem Element.

»Familienfreundlicher« Preis

Der Quadratmeter Boden soll dann im erschlossenen Zustand für »familienfreundliche« 160 Euro angeboten werden, die Bauplätze sind zwischen 500 und 800 Quadratmeter groß. Komplett erneuern wollen die Investoren und die Stadt mit ihren Versorgungsbetrieben die Straßen sowie die gesamte Infrastruktur des Geländes.

Insgesamt 20 Millionen Euro wollen die Investoren zunächst in Abriss, Wohnungssanierung und die Sanierung der Infrastruktur stecken. Nach zwei Jahren, so hofft man, wird ein Run auf die Bauplätze einsetzen, 2016 sollen sie weitgehend verkauft sein. Um das alles in einer guten Zeit zu schaffen, habe man auf höhere Grundstückserlöse verzichtet. Beitlich: »Es bringt nichts, wenn alle paar Jahre ein paar Häuser gebaut werden. Wenn es wie hier um ein ganzes Viertel geht, darf man die Dynamik nicht verlieren.«

Für die ganz am Rand in Richtung Schrenzer liegende amerikanische Highschool wird nach einer Folgenutzung gesucht. »Zu schade zum Abreißen«, urteilt Beitlich. In Frage kommen etwa Kinderbetreuung, Erwachsenenbildung oder auch eine Nutzung als private Schule. Für die Zeit des Abrisses soll die Siedlung noch einmal gesperrt werden, dann fällt der Zaun, und die Verzahnung zwischen dem Degerfeld und dem Alt-Butzbacher Viertel oberhalb des Gefängnisses ist hergestellt. Zwei durchgängige Straßen und etliche Fußwege sollen das neue 2000-Einwohner-Viertel mit den Nachbarsiedlungen verbinden. Im unteren Bereich soll ein Vollversorger seinen Platz bekommen, etwa auf der Wiese gegenüber dem Festplatz.

Lob für BImA: Mut und Rücksicht

Besonders loben die Investoren die konstruktive Zusammenarbeit mit der Stadt, nur im Einklang sei eine solche Mammutaufgabe zu lösen. Bürgermeister Merle konnte das nur bestätigen und fand lobende Worte für die BImA: Die Zusammenarbeit mit dem Hauptstellenleiter Verkauf in Koblenz, Claus Niebelschütz, sei stets eng und kooperativ gewesen. Die Bundesbehörde habe sowohl den Mut bewiesen, mit dem Teilabriss neue Wege zu gehen, als auch Rücksicht genommen auf Belange der Stadt und der Region.

Mit dem Verkauf der ehemaligen Wohnsiedlung ist für die BImA die Konversion in Butzbach, die mit der Freigabe der Schlosskaserne zu Beginn der 90er Jahre begonnen hatte, abgeschlossen.

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