Ernten mit Geräten von anno dazumal

Nidderau (pm/ach). Die Nachfahren der heutigen Landwirte sollen auch morgen noch wissen, wie man früher erntete und drosch – dieser Aufgabe hat sich die Interessengemeinschaft Historische Landmaschinen Wetterau/Main-Kinzig (IGHL) verschrieben.
Derzeit bereitet sie für das Wochenende des 22./23. August ihre 27. traditionelle Brauchtumsveranstaltung auf der hessischen Staatsdomäne Baiersröderhof vor. Dafür wurde am Samstag das Getreide gemäht und gebunden, das am Ausstellungswochenende gedroschen werden soll. Die Besonderheit: Das Abernten erfolgte mit historischem Gerät – angefangenen vom Mähbinder bis zum Transport mit Leiterwagen mit Eisenbereifung, gezogen von historischen Traktoren.
»Unsere Jungs beherrschen dies«, sagt der Vorstandssitzende Rüdiger Witzel, der sich über die rasche Ernte und den professionellen Umgang mit der alten Landtechnik freute. Die IGHLer verfügen über eine eigene geübte Ernte- und Dreschmannschaft. In kurzer Zeit war der Weizen geerntet und die Leiterwagen voll beladen.
Das Dreschen am Veranstaltungswochenende erfolgt dann mit zwei historischen Dreschmaschinen, angetriebenen von Lanz Glühkopf Bulldogs. Beim sogenannten Mähbindern wird das Erntegut mechanisch ge-schnitten, zu Strohbündeln gepresst und mit einer Kordel gebunden.
Die Aktiven der IGHL lassen es sich nunmehr seit mehr als 25 Jahren nicht nehmen, das von ihnen für Dreschvorführungen benötigte Getreide selbst mit historischem Gerät zu ernten. Zwischenzeitlich wurde das Know-how von den »alten Hasen« die den Umgang mit dem Mähbinder noch aus ihrer Jugend kannten an die jüngere Generation weitergegeben. So bediente am Samstag der IGHLer Thomas Becker als »Nachwuchsstar« den Mähbinder unter den fachmännischen Augen den 80-jährigen Horst Martin aus Langenselbold.
Auf der 27. IGHL-Brauchtumsveranstaltung soll eine Ausstellung historischer Landtechnik mit einigen hundert Oldtimertraktoren geboten werden. Das Besondere sind die zahlreichen Vorführungen vergangener Technik und früheren Handwerks. Dazu gehört das Dreschen und Schmieden, der Einsatz von Pflügen mit Tieren und Alttraktoren,, Strohseiler und vieles mehr. Die Staatsdomäne Baiersröderhof liegt in einer idyllischen Senke zwischen Nidderau-Ostheim und Hammersbach-Marköbel. Das landwirtschaftliche Gut feierte im vergangenen Jahr seinen 875. Geburtstag.