Eigene Bildpoetik in einem harmonischen Farbklang
Wetzlar (dkl). Den 100. Geburtstag von Paul Klose nimmt Dr. Anja Eichler, Leiterin der Städtischen Museen, zum Anlass, an den Maler, Zeichner und Typographen mit einer Ausstellung zu erinnern. Teilbestände aus der Anfangsphase des Künstlers und den fünfziger Jahren wurden bereits in der Vergangenheit in Wetzlar gezeigt.
Für die aktuelle Jubiläumsausstellung wird der Fokus auf das Spätwerk von Klose (1912-1982) gelegt, das in den 1970er Jahren entstand. Seit 2000 befindet sich der Nachlass Kloses in den Städtischen Sammlungen im so genannten Paul-Klose-Archiv. Dazu gehören Gemälde, Gouachen, Aquarelle, Zeichnungen, Typo-Plakate sowie Skizzenbücher aus allen Schaffensperioden. Eine Auswahl ist in der aktuellen Werkschau zu sehen, dazu kommen Leihgaben von Bekannten und Freunden Kloses.
Seit 1917 lebte Paul Klose in Wetzlar, seine Eltern waren von Hanau an die Lahn gezogen. Sein Kunststudium absolvierte er an den Akademien in Karlsruhe, Düsseldorf, Berlin und Frankfurt. Seine erste Ausstellung in Wetzlar hatte er 1934 zusammen mit zwei Studienkollegen von der Städelschule; die beiden starben im Krieg. Auch Klose war eingezogen, er fand sogar während seiner Militärzeit noch Möglichkeiten zum Malen. Nach Kriegsende richtete er in seinem Elternhaus ein Atelier ein, verdiente sein Geld mit Porträtaufträgen und begann als Kursleiter an der Volkshochschule.
Als Mitglied des Oberhessischen Künstlerbunds – später gehörte er zu der legendären »Gruppe 9« – war er an zahlreichen Ausstellungen in der Region beteiligt; so auch im Oberhessischen Museum Gießen 1956 im Dreigespann mit Hellmuth Rabitz und Günter Blau.
Im Spätwerk sei ein formaler und inhaltlicher Stilwandel festzustellen, so Dr. Eichler in ihrer kunsthistorischen Einschätzung im Katalog: »Seine Malerei wird wieder gegenstandsbezogener, das Bildfeld ist oftmals unterteilt, die Motive heben sich jeweils klar vom Hintergrund ab. Formen wie die Raute, der Stern oder der Kreis wiederholen sich. Innere Fragilität und Verletzlichkeit drücken sich durch Fehlstellen, Risse und Brüche aus. Die Bildwelt von Paul Klose entzieht sich der vordergründigen Deutung und kunsthistorischen Kategorisierung.«
In seinen früheren Arbeiten hatte er flächig und abstrakt gemalt, im Zentrum stand der Farbklang. Im Spätwerk wirkt einiges ornamental-dekorativ, anderes scheint symbolistisch aufgeladen. Er hat seine eigene Bildpoetik entwickelt. »Menschen hat er nur selten gemalt«, erzählt seine Witwe Christel Klose, die sich seit Jahrzehnten um sein Werk kümmert, 1997 das Werkverzeichnis herausgegeben hat (noch erhältlich: Edition Braus, Heidelberg). Zum pädagogischen Begleitprogramm gehören erstmals »Führungen in einfacher Sprache mit anschließendem Workshop für Menschen mit und ohne Behinderungen« und ein Kinder-Malwettbewerb (näheres siehe www.wetzlar.de). Die Ausstellung ist bis 29. April im Stadt- und Industriemuseum zu sehen. Die nächste öffentliche Führung ist am Freitag, 3. Februar, um 16 Uhr.