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Von Bohrmaschine bis Sackkarre

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Eine Bohrmaschine ist einer der 650 Gegenstände, die man sich im Leihladen von Florian Grünert borgen kann.
Eine Bohrmaschine ist einer der 650 Gegenstände, die man sich im Leihladen von Florian Grünert borgen kann. © dpa

Maintal/Fulda (dpa/lhe). Die Idee von Leihläden findet in Hessen immer mehr Freunde. Vor rund zwei Jahren eröffnete die erste Ausleihbörse in Maintal im Main-Kinzig-Kreis. Die Betreiber sind mit der Entwicklung hochzufrieden. »Die Idee wird richtig gut angenommen«, sagte Florian Grünert, einer der Mitbegründer des Ladens östlich von Frankfurt. Mittlerweile berät er auch Initiativen, die in ganz Deutschland Geschäfte öffnen wollen. In Hessen laufen zum Beispiel Vorbereitungen in Darmstadt und Fulda.

Leihläden gibt es an mehreren Orten in Deutschland. Das Konzept folgt der Sharing-Idee (»Car-Sharing«, »Bike-Sharing«, etc.), bei der es heißt: »teilen statt besitzen« und »tauschen statt kaufen«.

Im bestehenden Geschäft im Maintaler Stadtteil Dörnigheim können alle möglichen Gegenstände geborgt werden. In den Regalen warten Werkzeuge und Dinge für Haushalt, Garten und Freizeit auf Nutzer. Die Artikel sind auch online in einem Katalog einsehbar. Sie können gegen ein Pfand vor Ort geliehen werden. Wer Mitglied in der Initiative werden will, muss einen halbwegs wertigen Gegenstand als Spende in die Sammlung einbringen oder zwei Euro Mitgliedsbeitrag für vier Wochen zahlen, wie Grünert erklärt.

Mittlerweile hätten sich rund 90 Mitglieder in Maintal angemeldet, sagte Grünert. Die Palette an Dingen zum Ausleihen sei durch zahlreiche Spenden auf 650 angewachsen. Am häufigsten werde eine Sackkarre geborgt, mit der man Treppen überwinden kann. Beliebt seien außerdem Puzzle-Spiele, Gartengeräte oder Geschirr, um etwa eine größere Feier auszurichten, wie Grünert sagte.

In Fulda laufen die Vorbereitungen für die Eröffnung im Frühjahr 2020, wahrscheinlich im April, im Bürgerzentrum Ziehers-Nord. Derzeit sind die Organisatoren noch dabei, Gegenstände zu sammeln. »300 Artikel bekommen wir zum Start problemlos zusammen«, ist sich Monika Weiß, eine der Organisatorinnen, sicher.

Die Idee der Leihläden hat für Weiß viel Charme: »Nachhaltigkeit ist uns wichtig. Es ist ärgerlich, wenn man etwas kaufen muss, was man nur selten wirklich benötigt. Die Idee des Ausleihens ist gut für den eigenen Geldbeutel. Es werden auch Ressourcen geschont und Rohstoffe gespart. Neben den ökologischen Gründen gibt es aber auch soziale Gründe.«

Gedanke: Maßvoller Konsum

Der Leihladen in Fulda, betrieben von Ehrenamtlichen ohne kommerzielle Motivation, soll zunächst einmal pro Woche, freitags von 16 bis 17.30 Uhr öffnen. Dass daraus mehr werden kann, zeigt das Vorreitermodell in Maintal. Dort ist seit einigen Monaten ein zweites Zeitfenster hinzugekommen. Nicht nur freitags (16 bis 17.30 Uhr) ist geöffnet, nun auch samstags (12 bis 14 Uhr).

Für den Leihladen bieten sich Gegenstände an, die nicht ständig im Alltag gebraucht werden. Grünert erklärte: »Eine Bohrmaschine wird in einem normalen Haushalt innerhalb von vielen Jahren doch nur wenige Minuten benutzt.«

Es sei doch viel sinnvoller, die Maschine der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen, statt sie daheim herumliegen und verstauben zu lassen. Der Gedanke des maßvollem Konsums solle angeregt werden. Gewinne möchten die ehrenamtlich tätigen Initiatoren des Leihladens nach eigener Aussage nicht einfahren.

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