Beliebtes Sparmodell

Wiesbaden (dpa/lhe). Unter dem Druck des bundesweiten Lehrermangels schicken die Länder ihre angestellten Lehrer seltener in die Sommerferien-Arbeitslosigkeit als noch vor einigen Jahren. »Diese Praxis ist eigentlich mittlerweile weitgehend abgestellt«, sagte der hessische Kultusminister Alexander Lorz (CDU) der Deutschen Presse-Agentur in Wiesbaden. Früher sei es durchaus vorgekommen, dass aus Spargründen bewusst Verträge nur bis zum Beginn der Sommerferien abgeschlossen wurden, obwohl man schon wusste, dass man die Kraft nach den Ferien weiter beschäftigt.
»Ich habe mir die letzten Statistiken angeschaut, und in unsere Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit sieht mit Blick auf die Lehrerarbeitslosigkeit in Hessen auch ›alle Ampeln auf Grün‹«, sagte Lorz. »Im Moment ist Geld nicht unser primäres Problem - das ist ja auch mal eine schöne Situation.« Die qualifizierten Kräfte bekomme man nur, wenn man anständige Bedingungen böte.
»Nach meiner Kenntnis haben die Länder mittlerweile mehr oder weniger scharfe Regelungen erlassen, um einem Missbrauch dieses Instruments vorzubeugen«, erklärte der derzeitige Vorsitzende der Kultusministerkonferenz (KMK). »Dies ist kein Problem mehr, was natürlich generell etwas mit der sehr positiven Arbeitsmarktsituation für Lehrkräfte zu tun hat.«
Die Ressortchefs aus Bund und Ländern treffen sich am 6. und 7. Juni in Wiesbaden. Die Sommerferien in Berlin und Brandenburg beginnen am 20. Juni, danach folgen die übrigen Bundesländer. Zum Beginn oder während der Sommerferien 2018 hatten sich nach Zahlen der Bundesagentur für Arbeit bundesweit rund 6000 Lehrer arbeitslos gemeldet, darunter 470 in Hessen. In dieser Zeitspanne sei regelmäßig ein starker Anstieg der Zahlen zu verzeichnen. Seit 2014 schwankte die Zahl bundesweit zwischen 6500 und 6000 Lehrer, die in der Regel nach den Ferien wieder eine Beschäftigung aufnehmen. Als Hauptursachen nennt die Bundesagentur befristete Verträge und das Ende der Referendariate.
»Wir haben stets einen gewissen Anstieg in den Sommerferien, der dadurch bedingt ist, dass Referendare aus der Ausbildung kommen«, erläuterte Lorz. »Bei der gegenwärtigen Arbeitsmarktsituation bekommen die Lehrkräfte in den allermeisten Fällen unbefristete Planstellen zum Schuljahresbeginn.«
Verhaltenes Lob kommt von der Lehrergewerkschaft GEW: »Wir haben registrieren können, dass die meisten Länder inzwischen versuchen, eine Arbeitslosigkeit in den Sommerferien zu vermeiden«, sagte die Bundesvorsitzende Marlies Tepe. Nur Baden-Württemberg und Bayern seien da »weiter absolut hartnäckig«. Diese Länder seien praktisch »nicht umstimmbar« und ließen befristete Verträge zum Beginn der Sommerferien auslaufen. Tepe forderte, dass Lehrer, die einen Kollegen vertreten, auch bis zum formalen Ende des Schuljahres am 31. Juli bezahlt werden. (Foto: dpa)