1. Wetterauer Zeitung
  2. Hessen

Aktivisten blockieren Autobahnen

Erstellt: Aktualisiert:

Kommentare

null
© DPA Deutsche Presseagentur

Auf der Fahrt zum Arbeitsplatz haben zum Wochenstart viele Pendler im Rhein-Main-Gebiet die Proteste gegen den A49-Weiterbau zu spüren bekommen. Mit neuen Abseilaktionen machten Umweltaktivisten auf ihre Anliegen aufmerksam. Harsche Kritik kam aus Politik und Wirtschaft.

Die Aktivsten seilten sich aus Protest gegen den umstrittenen Ausbau der Autobahn 49 im Dannenröder Forst am Montagmorgen von drei Autobahnbrücken ab. Wie die Polizei mitteilte, wurden die betroffenen Abschnitte der Autobahnen 3, 5 und 661 in der Region Frankfurt und Wiesbaden aus Sicherheitsgründen gesperrt, was zu kilometerlangen Staus führte. Bis zum Mittag beendeten Beamte die Protestaktionen und nahmen 30 Menschen in Gewahrsam.

Laut Polizei wurden für Höheneinsätze trainierte Spezialkräfte teils mit Hubschraubern zu den Einsatzorten geflogen, um die Aktivisten auf den Boden zu bringen. Zwölf Demonstranten, die sich von Brücken abgeseilt hatten, kamen in Gewahrsam. Gleiches galt für 18 Menschen, die die Aktionen vor Ort unterstützten. Die Proteste liefen auf der A3 beim Wiesbadener Kreuz, auf der A5 bei Zeppelinheim am Frankfurter Flughafen sowie auf der A661 bei Offenbach. Aktivisten veröffentlichen auf Twitter ebenfalls Meldungen und Bilder von ihren Aktionen. Darauf war zu sehen, wie sich einige Menschen mit Transparenten auf den Brücken befanden oder über das Geländer abgeseilt hatten. »Wald statt Asphalt - Verkehrswende jetzt« stand auf einem dieser Banner. »Dadurch, dass wir hängen, erzeugen wir einen künstlichen Stau und Aufmerksamkeit«, sagte eine der Aktivistinnen. Die Blockade stehe in Bezug zum Protest gegen die Rodung im Herrenwald bei Stadtallendorf im Landkreis Marburg-Biedenkopf sowie im Dannenröder Forst bei Homberg/Ohm im Vogelsbergkreis. Während im Herrenwald Rodungsarbeiten für das Autobahnprojekt laufen, stehen im Dannenröder Forst die Fällarbeiten noch bevor.

Zwei Unfälle

Nach Angaben des Polizeisprechers ereigneten sich auf der A661 auch zwei Unfälle, ob sie allerdings mit der Aktion und der Sperrung im Zusammenhang standen, sei unklar. Die Ermittlungen dazu liefen, hieß es. Mitte Oktober war es bei einer ähnlichen Blockade-aktion an der A3 im Rückstau bei Idstein zu einem Unfall gekommen, bei der eine Person schwer verletzt wurde. Ein Auto war am Stauende auf einen Lastwagen aufgefahren.

Hessens Verkehrsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) hat an alle Gegner des Weiterbaus der Autobahn 49 appelliert, auf Gewalt und gefährliche Aktionen zu verzichten. »Wer sich von Autobahnbrücken abseilt, bringt sich und andere in höchste Gefahr«, erklärte er gestern. Friedlicher Protest sei Teil der demokratischen Auseinandersetzung, teilte Al-Wazir mit. »Gewalt und gefährliche Aktionen hingegen können niemals Teil der politischen Diskussion sein.« Scharfe Kritik an den Aktionen kam von Hessens Innenminister Peter Beuth (CDU) und aus der hessischen Wirtschaft. Beuth bezeichnete die erneuten Abseil-aktionen als »gezielten Angriff auf die Infrastruktur«. »Diese konzertierte Aktion hat nichts mit friedlichem Protest gegen den Lückenschluss der A49 zu tun«, teilte der Minister in Wiesbaden mit. »Abermals greifen sie gefährlich in den Straßenverkehr ein, gefährden Menschenleben, um ihre radikale Gesinnung kundzutun.« Erneut nötigten die Aktivisten Zehntausende Pendler. »Das hat nichts mit Umweltschutz zu tun, das sind Aktionen, die außerhalb des demokratischen Konsens stattfinden und eindeutige Straftatbestände erfüllen«, mahnte Beuth.

Auch der Geschäftsführer des Hessischen Industrie- und Handelskammertages (HIHK), Robert Lippmann, verurteilte die Aktionen am Montag in Wiesbaden, weil sie dem Wirtschaftsstandort Hessen schadeten. Der Lückenschluss der A49 habe alle demokratischen Prozesse durchlaufen, längst bestehe Baurecht, betonte Lippmann. Die Wirtschaft und viele Menschen in der Region warteten bereits seit 40 Jahren auf das Projekt. Nord- und Mittelhessen würden besser angebunden, Anwohner und Pendler entlastet und der Wirtschaftsverkehr effizienter.

Auch interessant

Kommentare